


Urban Living List
Das Quartier für Alle(s)
Häusliche Prüfungsarbeit im technischen Referendariat
November 2024 in Einzelarbeit
AUFGABENSTELLUNG
Die Aufgabenstellung umfasst die Entwicklung eines lebendigen, integrativen und sozial durchmischten Quartiers auf einem 15 ha großen Plangebiet im Stadtteil List von Hannover. Ziel ist die Transformation einer derzeit überwiegend gewerblich genutzten Fläche in ein nachhaltiges und flexibles Quartier mit gemischter Nutzung von Wohnen, Arbeiten und Freiraum. Dabei sollen innovative, robuste und anpassungsfähige Strukturen entwickelt werden, die den Anforderungen einer „Living City“ gerecht werden. Es wird ein städtebauliches Konzept erwartet, das Dichte, Nutzungsmischung und Mobilität berücksichtigt und durch einen Bebauungsplan sowie detaillierte gestalterische Aussagen ergänzt wird.

Wie können sich gewerbliche Strukturen in zentraler Lage unserer Städte nachhaltig und flexibel weiterentwickeln?
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Das Projekt „Urban Living List" wurde im Rahmen der Häuslichen Prüfugnsarbeit des technischen Referendariats entwickelt. Es zeigt unter dem Grundgedanken des "Weiterbauens", wie historisch gewachsene und stadtbildprägende Strukturen in neue Quartiere integriert werden können. Im Fokus des Entwurfes steht der Urmgang mit Urbanen Gebieten (§6a BauNVO).
DER HINTERGRUND

Der Stadtteil Hannover-List verbindet eine facettenreiche Geschichte mit einer prägenden Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Historische und moderne Strukturen, wie das revitalisierte Pelikanviertel, prägen den Stadtteil. Das Plangebiet, ein Gewerbegebiet westlich des Pelikanviertels, bietet Potenzial für eine nachhaltige Nutzungsmischung.
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Seit der Charta von Athen, die eine strikte Trennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit forderte, hat sich die Stadtentwicklung gewandelt. Die Leipzig-Charta von 2007 förderte die „Stadt der kurzen Wege“ und die Integration von Nutzungen. Die Neue Leipzig-Charta von 2020 entwickelt dies weiter, um kompakte, inklusive und resiliente Stadtstrukturen zu schaffen, die nachhaltige und lebendige Quartiere ermöglichen.
DER STÄDTEBAU

​Der Integrative Ansatz:
Ein ganzheitlicher Ansatz zur Quartiersentwicklung fokussiert sich auf die Behebung städtebaulicher Missstände durch flächensparende, gemischte Nutzungen und Bürgerbeteiligung. Dabei stehen die Wiedernutzung brachliegender Flächen und die Förderung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Aspekte im Mittelpunkt.
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Das Produktive Quartier:
Ein produktives Quartier kombiniert Wohnen und Arbeiten, fördert Start-ups, Handwerk und Innovation und schafft durch Co-Working-Spaces sowie flexible Strukturen eine dynamische und anpassungsfähige Umgebung.
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Das Klimafreundliche Quartier:
Grün-Blaue Infrastrukturen und Kreislaufwirtschaft bilden die Grundlage für ein klimaresilientes Quartier. Maßnahmen wie Regenwassermanagement, erneuerbare Energien und Urban Mining stärken ökologische und soziale Resilienz.
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Das Wohnliche Quartier:
Aktive öffentliche Räume, soziale Durchmischung und vielfältige Wohnformen schaffen eine hohe Aufenthaltsqualität und fördern Gemeinschaft sowie Nachbarschaftsbildung.
Die Konzeptansätze
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Der Städtebau
Der Entwurf kombiniert die bestehenden Strukturen mit neuen Elementen zu einem harmonischen Gesamtkonzept. Im Zentrum des Quartiers entsteht eine großzügige grüne Mitte, die als sozialer und ökologischer Anker fungiert. Wohnen und Arbeiten werden im Mischungsverhältnis 50:50 angeordnet, wobei der Norden für Gewerbe und der Süden für Wohnen reserviert ist. Mobilitäts- und Energiehubs an den Quartierseingängen sichern nachhaltige Verkehrsanbindung und Energieversorgung.
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Die Bauweise orientiert sich an den bestehenden Strukturen und schafft durch eine Kombination aus moderater Höhe und flexiblen Typologien ein Quartier, das sowohl ökologischen als auch sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht wird. Die zentrale Grünfläche und die klare Nutzungsverteilung stärken das Quartier als lebendigen, produktiven und zukunftsorientierten Stadtraum
DIE KAMMSTRUKTUR
DER ADAPTIVE BLOCK

​Der Adaptive Block kombiniert eine robuste Außenkante, die den öffentlichen Raum klar definiert, mit einem flexibel nutzbaren Innenbereich. Im Erdgeschoss ermöglicht er eine Mischnutzung aus Wohn-, Gemeinschafts- und gewerblichen Funktionen, während Grünflächen im Innenbereich sowohl ökologische als auch gemeinschaftliche Anforderungen erfüllen. Die Struktur erlaubt eine effiziente Erschließung, eine klare Trennung von privaten und öffentlichen Bereichen sowie eine bauliche Verdichtung bei Bedarf. Dadurch bietet der Adaptive Block eine anpassungsfähige und nachhaltige Lösung für multifunktionale Quartiersentwicklungen.​​

​Die Kammstruktur bildet eine klare Raumkante zur Grünen Mitte und kombiniert repräsentative Fassaden mit effizienter Logistik. Sie ist flexibel erweiterbar und passt sich durch modulare Bauweise und vielseitige Nutzungsmöglichkeiten, wie Einzelhandel oder Produktionsflächen, an wechselnde Anforderungen an. Diese adaptive Typologie unterstützt eine nachhaltige und gemischt genutzte Stadtentwicklung.
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DIE BAULEITPLANUNG
Urbane Gebiete gemäß §6a BauNVO sind ein wesentliches Instrument für die Umsetzung nachhaltiger und resilienzer Stadtentwicklung. Sie ermöglichen eine enge Mischung von Wohnen, Arbeiten, Produktion sowie sozialen und kulturellen Nutzungen bei gleichzeitig hoher baulicher Dichte. Dieses Konzept fördert die „Stadt der kurzen Wege“, reduziert Verkehrsaufkommen und steigert die Effizienz städtischer Flächennutzung. Die Flexibilität dieser Gebiete erlaubt eine Anpassung an zukünftige Anforderungen und unterstützt die Entwicklung multifunktionaler Stadtstrukturen.
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Die praktische Umsetzung Urbaner Gebiete bringt Herausforderungen wie Flächenknappheit, Nutzungsverdrängung und Konflikte durch Lärmbelastung mit sich. Hinzu kommen bürokratische und rechtliche Hürden, die innovative Nutzungsmischungen und flexible Raumlösungen begrenzen. Um das Potenzial Urbaner Gebiete auszuschöpfen, sind strategische Planungen, angepasste gesetzliche Rahmenbedingungen und gezielte Steuerungsinstrumente erforderlich. Urbane Gebiete schaffen so die Grundlage für nachhaltige und zukunftsfähige Stadtstrukturen, die sich an dynamische gesellschaftliche Entwicklungen anpassen können.
